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Arbeiterschaft in München daran hindern, ihre Maifeier zu begehen. Sie haben nach verschiedenen Berichten 6 bis 7000, nach
anderen Berichten 10 000 Mann auf die Beine gebracht. Das wäre aber noch nicht das schlimmste. Während man Arbeitern, die
unserem Parteigenossen Auer von der Parteiorganisation zur Verfügung gestellt waren - Auer war informiert worden, daß ein
Attentat auf ihn geplant sei -, nicht einen Waffenschein seitens der Behörde ausgestellt hat, konnten diese Tausende von
bewaffneten Nationalsozialisten nicht nur in München frei herumlaufen, sondern sie konnten sich auch in Oberwiesenfeld zusammenscharen,
sie konnten da Formationen bilden, sie konnten sich hinstellen und ein Geschütz auf das Gewerkschaftshaus und ein anderes auf die
"Münchener Post" richten, sie hatten Maschinengewehre, hatten Handgranaten, hatten alle möglichen Waffen und, was das schlimmste war,
die Reichswehr stand dabei und hat keinen Finger gerührt, sondern hat sich widerstandslos gefallen lassen, daß auch ihre Geschütze
und Maschinengewehre von diesen Leuten beschlagnahmt wurden. Wie ein Blatt, das diesen Hakenkreuzlern sehr nahe steht, schrieb,
sind Waffen der Reichswehr bis morgens 8 Uhr im Besitz dieser Nationalisten geblieben.
Was hat die Reichsregierung dagegen bis jetzt unternommen? Was gedenkt sie dagegen zu unternehmen? Eine solche Gefahr
darf nicht länger bestehen. Wir haben hier von Herrn v. Guérard und von Herrn Koch gehört, wie sie beide eine große
Gefahr erblicken in den Hundertschaften der Arbeiter in Sachsen und anderswo, und sie haben sich durch die Zurufe gar
nicht beirren lassen, daß diese Hundertschaften noch keinen Menschen umgebracht haben, daß sie keine Waffen zur Schau
getragen haben wie die Nationalsozialisten am 1. Mai in München. Nutzt alles nichts, die Herren vom Zentrum, die
Herren aus den bürgerlichen Parteien wollen von diesen Hundertschaffen der Arbeiter nun einmal nichts wissen. Das
ist ja auch ganz begreiflich. Es entspricht ihrem Klassenbewußtsein. Von jeher hat die Bourgeoisie emsig darüber
gewacht, daß die Arbeiterschaft nicht in den Besitz von Waffen kam, daß sie nicht wehrfähig wurde. Sie hat durchzusetzen
gesucht, wo es ging, daß die Arbeiterschaft wehrlos wurde selbst für den wirtschaftlichen Kampf, daß sie wehrlos wurde
für den politischen Kampf, und nun möchte sie sie auch am liebsten wehrlos sehen für den Moment, wo diese Hitler-Garden
kommen und die Arbeiter abschlachten wollen. Nun, die Arbeiter in München haben den Herren zum Bewußtsein gebracht,
daß diese Glocke für so etwas noch nicht geschlagen hat. Sie haben eine Abwehrorganisation gegründet, die zum Teil
am 1. Mai aufmarschiert ist und den bewaffneten Nationalisten gegenüber Stellung genommen hat, so daß es bekanntlich
nicht zu den Zusammenstößen, zu der Schlacht, die sie den Arbeitern liefern wollten, gekommen ist. Auch Kommunisten
sind dabeigewesen mitsamt ihren roten Fahnen, sie hatten nur den Sowjetstern eingewickelt und darüber einen Zettel
mit der Aufschrift geklebt: "Ist verboten".
Es haben also die Hitler-Garden - das ist die Tatsache, auf die ich besonders hinweisen will, weil sie uns die große
Gefahr ankündigt, in der die Republik
8S.11001B
9S.11004A
10S.11005C
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heute schwebt - in aller Ruhe und Geschlossenheit dort aufmarschieren können. Es sind da Äußerungen gefallen über die Arbeiter
mit Sowjetfahnen, Drohungen aller Art, die Ihnen vielleicht zum Teil bekannt geworden sind. Von Auer hat man gesagt, daß er
am nächsten Laternenpfahl aufgehängt würde, wenn die Arbeiter mit Sowjetfahnen auf Oberwiesenfeld anrücken würden. Die
kampfesfreudigen nationalsozialistischen Offiziere haben erklärt, wenn es losginge, stände nach ihrer Überzeugung die
Reichswehr auf ihrer Seite. So was würden sie nicht gesagt haben, wenn sie nicht aus der Unterhaltung mit Angehörigen der
Reichswehr solche Schlüsse hätten ziehen können. Am Abend des 1. Mai waren dann die Hitler-Mannschaften massenhaft in den
Münchener Lokalen zu finden, und die Führer zahlten mit Zehntausendmarkscheinen alles, was verzehrt wurde. Woher stammt
das Geld für diese Leute, für alle diese Organisationen zur Niederknüppelung der Arbeiter und zur Niederschmetterung der
Republik? Die Schwerindustrie wird im allgemeinen als der Geldgeber genannt. Es ist für uns kein Zweifel, daß sie und die
Großgrundbesitzer die Geldgeber sind, wie sie es waren bei dem Oberschlesierschutz, wie sie von jeher gewesen sind bei allen reaktionären Streichen.
Es ist im Haushaltsausschuß des bayrischen Landtags eine Menge Material über diese Nationalisten vorgetragen worden.
Der bayrische Minister des Innern, Herr Schweyer, hat sich demgegenüber ungefähr genau so hilflos und reserviert
benommen, wie unser Minister des Innern aus der Reichsregierung. Und doch ist da gesagt worden, selbst von den Bürgerlichen,
daß Frau Dr. Kempf, eine Demokratin, die in den Märztagen sehr tapfer gewesen sei, erklärt habe: so roh bin ich niemals
von Kommunisten während der Räterepublik behandelt worden wie in dieser Versammlung der Nationalsozialisten.
(Hört! Hört! links.)
Kurz vor diesem Aufmarsch in Oberwiesenfeld, hatte in Neuhausen die bekannte Schießerei stattgefunden, an der
400 Personen beteiligt waren und wobei eine ganze Anzahl verletzt wurde. Herr Minister Schweyer hat in dem
Haushaltsausschuß gemeint, Mittelschüler hätten um Schulbefreiung am 1. Mai nachgesucht, um bei dem bewaffneten
Bereitschaftsdienst gegen die Arbeiter mitwirken zu können. Es wurde ihnen nicht freigegeben, sagte der Minister
des Innern, worauf ihm durch Zwischenruf gesagt wurde, daß die Kinder nicht gekommen seien. Stellen wir uns nur
einmal die Verhältnisse in Bayern vor! Wenn die Arbeiter mit roten Fahnen, die Kommunisten in Kaders marschieren
wollen, werden sie mit Knüppeln bearbeitet oder aber von der Polizei behelligt. Aber die Nationalsozialisten,
Orgeschleute usw. können Demonstrationszüge, wobei sie bewaffnet erscheinen, selbst zur Nachtzeit in der Stadt
aufführen. Da kräht kein Hahn danach. Herr Minister Schweyer aber weiß nachher zu sagen, selbst Mittelschüler
hätten sich daran beteiligen wollen. Ist das nicht sehr charakteristisch? Daß nicht nur die Studenten und die
Offiziere, sondern schon grüne Jungen von diesem Geist erfüllt sind?!
(Sehr richtig! links.)
Da weise ich, glaube ich, doch mit vollem Recht auf eine wunde Stelle im heutigen bürgerlichen Staat hin. Ich
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