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Vorredner vorgetragen hat, durch ein Material ergänzen, das am besten geeignet ist, draußen im Volke überall da, wo diese
Lüge, diese Beleidigung gegen das Volk agitatorisch gegen die republikanischen Parteien verwendet wird, mit Erfolg zurückzuweisen.
Die Herren Abgeordneten Cuno und Hensel haben, anknüpfend an die Königsberger Vorgänge bei dem Besuch Hindenburgs in
Ostpreußen, betont, dieser Besuch und alles, was drum und dran war, sei eine ganz unpolitische Sache gewesen. Es sei
da nur der Ausdruck eines kräftigen vaterländischen Empfindens von Seiten der Bevölkerung kundgetan worden. Denn Hindenburg
sei doch eine unpolitische Persönlichkeit, gewissermaßen ein Heros des deutschen Volkes, dem unbeschadet jeder
Parteizugehörigkeit, jeder mit Verehrung gegenübertreten könnte.
Meine Damen und Herren! Auch habe ich während des Krieges für Generalfeldmarschall v. Hindenburg ein hohes Maß von
Verehrung empfunden. Auch ich habe nach dem Zusammenbruch das pflichttreue Ausharren Hindenburgs beim Zurückführen
der Armee als eine verdienstvolle Handlung dem Vaterlande gegenüber empfunden. Aber ich habe am 18. September 1919
einen Strich durch diese Verehrung gemacht. Warum? Weil an diesem Tage im Untersuchungsausschuß hier im Hause der
Feldmarschall Hindenburg die Dolchstoßlüge für sich aufgenommen und dem deutschen Volke als Anklage ins Gesicht geschleudert hat.
(Sehr richtig! links.)
Das scheint wenig bekannt zu sein. Damit ist Hindenburg aus der Linie der politischen Neutralität hinausgetreten.
(Sehr richtig! links.)
Der Vorgang war folgender. Ich will die Äußerungen Hindenburgs nach dem amtlichen Protokoll über jene Sitzung verlesen und den
Akten des Hauses damit einverleiben. Hindenburg erklärte:
Ein englischer General sagte mit Recht: "Die deutsche Armee ist von hinten erdolcht worden." Den guten Kern des Heeres trifft
keine Schuld. Seine Leistung ist ebenso bewundernswert wie die des Offizierskorps. Wo die Schuld liegt, ist klar erwiesen.
Bedurfte es noch eines Beweises, so liegt er in dem angeführten Ausspruch des englischen Generals und in dem maßlosen Erstaunen
unserer Feinde über ihren Sieg.
Hier hat Hindenburg die Dolchstoßlegende aufgenommen, seine Autorität dahintergesetzt und damit den antirepublikanischen
Parteien die agitatorische Losung für den Kampf draußen gegeben.
(Sehr richtig! Im Zentrum.)
Es konnte gar nichts Verwerflicheres und Verhängnisvolleres für die Versöhnung der inneren Gegensätze geschehen als das
Hinauswerfen dieser fürchterlichen Anklage gegen unser Volk, gegen die Heimat, die so Unsägliches im Kriege gelitten, die
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alle Kräfte darangesetzt hat, um uns nicht zusammenbrechen zu lassen.
(Sehr richtig!)
Diese Anklage wird aber am besten entkräftet durch das, was Hindenburg selbst dokumentarisch in jenen kritischen Tagen
und Stunden des Zusammenbruchs niedergelegt hat. Sie wissen, daß Ende September 1918 plötzlich wie aus der Pistole vom
großen Hauptquartier die Forderung an die Regierung in Berlin kam, sie solle sofort und schleunigst ein Waffenstillstands-
und Friedensangebot an unsere Gegner herausgeben.
(Hört! Hört! links.)
Das war in den letzten Septembertagen.
Sie kennen die drängenden weiteren Gebote - es war nichts anderes -, die aus dem Hauptquartier kamen: es muß unbedingt
und schleunigst das Waffenstillstandsangebot hinaus. Ein Telegramm des Freiherrn v. Lersner an den Reichskanzler Grafen
Hertling, Großes Hauptquartier, den 1. Oktober, beginnt:
General Ludendorff erklärt mir, daß unser Angebot von Bern aus sofort nach Washington weitergehen müsse. 48 Stunden könne die Armee nicht warten.
(Hört! Hört! links.)
Er bäte Eure Exzellenz dringendst, alles zu tun, damit das Angebot auf allerschnellste Weise durchkäme.
Weiter erinnere ich an ein Telegramm von Hindenburg, ebenfalls vom 1. Oktober 1918, an den Vizekanzler v. Payer. Bekanntlich
war damals die Regierungsbildung im Gange. Prinz Max von Baden sollte ein parlamentarisches Kabinett bilden. Das Telegramm von Hindenburg beginnt:
Wenn bis heute abend 7 bis 8 Uhr Sicherheit vorhanden ist, daß Max von Baden die Regierung bildet, so bin ich mit dem Aufschub
bis morgen einverstanden. Sollte dagegen die Bildung der Regierung irgendwie zweifelhaft sein, so halte ich die Erklärung an
die fremden Regierungen heute nacht für geboten.
(Hört! Hört! links.)
Was bedeutet das Waffenstillstands- und Friedensangebot in dieser Situation? Es bedeutet, dem Lande und der Welt die
vollendete deutsche Niederlage anzuzeigen.
(Sehr richtig! links.)
Es war das Signal an die eigene Armee: an den Sieg mit den Waffen ist nicht mehr zu denken.
(Zuruf von den Deutschnationalen: Na also!)
Wir müssen zurück. Schleunigster Waffenstillstand und Frieden ist unsere einzigste Rettung.
Na also! Ruft mir jemand zu. Ich stelle eben fest, von wem der "Dolchstoß" eigentlich ausgegangen ist. Dieses Signal an
die Armee war ein Dolchstoß für alle Truppen, die überhaupt noch glaubten, daß ein Sieg erfochten werden könnte.
(Sehr richtig! links.)
Denn konnte nach diesem Notsignal die Truppe noch irgendwie mit Hoffnung auf Sieg weiterkämpfen? Das
nächste
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