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Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist!
Weitere Worte sind, glaube ich, überflüssig.
(Lebhafter Beifall im Zentrum.)
Vizepräsident Dietrich: Das Wort zu einer persönlichen Bemerkung hat der Herr Abgeordnete
Dr. Löwenstein. 15
Dr. Löwenstein, Abgeordneter: Meine Damen und Herren! Der Herr Abgeordnete Hellmann hatte die Liebenswürdigkeit, die
Vorkommnisse aus der Lehrerversammlung im Lehrervereinsheim zu erwähnen. Der Herr Kollege Mumm hat bezweifelt, daß die
Ruhestörungen durch Deutschnationale verursacht wden sind. Ich will ihnen gern bestätigen, daß weder ich noch irgendeiner
meiner Freunde, die da waren, noch die Leitung dieser Versammlung die anwesenden Ruhestörer nach dem Mitgliederbuch ihrer
politischen Organisation gefragt haben. Jedoch weiß ich aus eigener Erfahrung und durch viele meiner Freunde, daß besonders
in dem Vorsaal, in dem der gewaltige Radau damals gemacht wurde, sich eine große Menge von Menschen befanden, die die Abzeichen
trugen, die in deutschnationalen Kreisen sehr häufig getragen werden, nämlich das Hakenkreuz
(hört! hört! links)
und sonstige Embleme, wie schwarz-weiß-rote Fähnchen oder was es sonst noch an solchen Albernheiten gibt, die darauf schließen
lassen, daß diese Leute zweifelsohne nicht gerade den Linksparteien angehört haben.
Dann möchte ich in der persönlichen Bemerkung Herrn Mumm auch noch sagen, daß er mir unrecht darin angetan hat,
wenn er die Dialektik, die ich in diesem Falle angewandt habe - die Dialektik ist nämlich nicht etwas Schlechtes,
sondern Dialektik gehört zu den methodischen Grundvoraussetzungen des deutschen Idealismus -, mit der talmudischen Dialektik vergleicht.
(Zuruf rechts: Na! na!)
- Verzeihung, Herr Everling, ich habe im Gegensatz zu Herrn Mumm nicht gelegentlich talmudische Studien gemacht, sondern
im Gegenteil sehr eingehend talmudische Studien gemacht, und die Dialektik dieser talmudischen, die ich gemacht habe, hat
15S. 3016C
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vielmehr etwas zu tun mit der Dialektik der scholastischen Philosophie überhaupt, mit der sie sehr eng verwandt ist. Ich würde Herrn Mumm bitten, - -
(Glocke des Präsidenten.)
Vizepräsident Dietrich: Über die Unterschiede der talmudischen und scholastischen Dialektik dürfen Sie sich in einer
persönlichen Bemerkung nicht auslassen, Herr Abgeordneter.
Dr. Löwenstein, Abgeordneter: Verzeihung, es war mir persönlich dieser Vorwurf gemacht worden - ich glaube nicht ohne
eine gewisse Absicht, und ich befürchte, daß bei Herrn Mumm eine solche Absicht besteht -, und es muß mir daher ein Recht
gegeben sein, Herr Präsident, in einer persönlichen Bemerkung
richtigzustellen, daß ich nicht nach dieser Dialektik, sondern nach einer ganz anderen verfahren bin.
(Glocke des Präsidenten.)
Vizepräsident Dietrich: Herr Abgeordneter Dr. Löwenstein, Sie dürfen in einer persönlichen Bemerkung nur richtigstellen,
was seitens eines anderen Abgeordneten unrichtig über Ihre Ausführungen gesagt worden ist, nichts weiter.
(Zurufe links: Das tut er ja auch nur!)
Eine Begründung dürfen Sie nicht geben. Das ist ein Unterschied.
Dr. Löwenstein, Abgeordneter: Ich bin in der Hauptsache auch damit fertig.
Vizepräsident Dietrich: Ich schlage dem Hause vor, sich nunmehr zu vertagen. -
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