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Ein letztes Wort zu der Außenpolitik! Daß wir ein machtloses Volk sind, merken wir auch an anderen Dingen fortgesetzt.
Man hat manchmal die Empfindung, als stände über uns das Wort aus dem Wallenstein:
Wir müssen uns drücken von Ort zu Ort,
Der alte Respekt, - der ist ebenfort.
Man hat in Polen jetzt wieder Reichsdeutsche ausgewiesen, wie überhaupt Polen gegenüber den starken Minoritäten anderen Blutes,
die bei ihm sind, eine Politik treibt, die weit das übersteigt, was jemals an Angriffen gegen die deutsche Regierung bezüglich
ihrer Ostmarkenpolitik erhoben wurde. Ich möchte bitten, daß, wenn der Herr Reichsaußenminister in dieser Debatte das Wort
ergreifen sollte, er sich zu dieser Frage äußert. Wir haben sie in einer Interpellation niedergelegt. Die Zeiten sind zu ernst,
als daß wir heute eine solche Interpellation als Interpellation behandeln; vielleicht kann sie im Rahmen dieser außenpolitischen
Debatte abgemacht werden.
Weiter wäre ich dankbar, wenn man einiges darüber hörte, was eigentlich die angebliche Sperre bedeutet, die Litauen uns
gegenüber vornimmt, dieser Übergang der deutschen Eisenbahn im Memelgebiet, damit man erfahren kann, was auf diesem Gebiete
der Außenpolitik vorgeht.
Präsident: Das Wort hat der Herr Abgeordnete Hergt.
Hergt, Abgeordneter: Meine Damen und Herren!11 Der Herr Reichskanzler hat in seiner Rede12 verschiedentlich den Ausdruck
Luxus erwähnt und gefordert, daß der Luxus im deutschen Volk eingeschränkt würde. Heute hat der Kollege Marx in der Erklärung
des Zentrums auf diesen Punkt besonders hingewiesen, und auch der Herr Kollege Dr. Stresemann hat in seinen Ausführungen
über den Luxus im Eisenbahnbetrieb geklagt. Wir machen die Bekämpfung des Luxus zu einer unserer Hauptforderungen. Es geht
11 S.11779D
12 S. 11784A
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nicht an, daß in einer Zeit solcher Not des deutschen Volkes in solchem Luxus eine solche Unmoral in weitesten Kreisen des
deutschen Volkes besteht, von spartanischer Einfachheit nicht die geringste Spur vorhanden ist. Es ist auf die Feiern
hingewiesen worden, Feiern überall. Beiläufig gesagt, auch wir, das Parlament, auch die Regierung, der Staat sollten sich
bei der Veranstaltung von Feiern sehr wohl überlegen, ob solche Feiern gerade in dieser Zeit der Not passen.
(Sehr gut! bei den Deutschnationalen.)
Dieses Breitmachen des Luxus findet man überall, wo man etwa auf Reisen mit den betreffenden Kreisen der Bevölkerung in Berührung
kommt, in den Autos, in den Aufwendungen, in der Kleidung. Es sind bloß die Ausländer. Es sind in allergrößter Zahl aus dem Ausland
hereingekommene, es sind aber auch Inländer in großer Zahl, und ich stehe nicht an, auf Grund meiner Beobachtung zu sagen: es ist der
jüdische Teil der Bevölkerung, der sich sehr stark gerade in diesem Breitmachen des Luxus dem deutschen Volk gegenüber auffällig beweist.
Da muß endlich ein Ende gemacht
werden. Alles, was die Regierung auf dem Gebiet tun kann, werden wir unterstützen.
(Bravo! Bei den Deutschnationalen.)
Aber wir wiederholen: auf dem Gebiet muß auch das deutsche Volk mithelfen. Das deutsche Volk muß diesen verdammungswürdigen
Luxus brandmarken, der sich so auffällig breit macht, dann wird er vielleicht einmal beseitigt werden.
(Erneutes Bravo! Bei den Deutschnationalen.)
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