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Sphäre heraus in der ja sein Beruf liegt, für die Zukunft in Bezug auf diese Lüge sich vornimmt - -
(Erregte Rufe links: Endlich schämt er sich! - Gehen Sie nur! - Glocke des Präsidenten.)
Präsident: Ich bitte um Ruhe!
Dr. David, Abgeordneter: Wenn der Abgeordnete Hensel in Zukunft nicht für sich in Bezug auf die Kampfparole nach dem
menschlichen Grunde handeln will: "Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinem Nächsten!", dann soll er es
wenigstens aus politischer Klugheit und aus wirklichem nationalen Pflichtgefühl unterlassen.
(Lebhafte Zustimmung links.)
Vizepräsident Dietrich: Das Wort hat der Herr Abgeordnete Fröhlich.6
Fröhlich, Abgeordneter: Meine Genossen sind den Debatten über diese Frage mit wachsender Beunruhigung gefolgt, nicht
etwa deshalb, weil die Rechte die Gelegenheit wahrnahm, um in frecher Weise zu provozieren - je deutlicher die Herren
sprechen, um so angenehmer ist es uns - , sondern weil die Reden der Regierungsparteien uns der Situation absolut
nicht zu entsprechen scheinen.
(Sehr wahr! Bei den Kommunisten.)
Sie erwecken in uns den verdacht, daß in der Reichsregierung und bei den Regierungsparteien nicht einmal das Maß von Willen und
Energie vorhanden ist, die Gefahren, die die Republik bedrohen, zu bekämpfen, das wir bei ihnen doch noch vorausgesetzt haben.
Wir hören hier von einem Demokraten eine Rede, die eine einzige große Verteidigungsrede für das Rückgrat der
konterrevolutionären Organisationen ist, für die Reichswehr. Es war der versuch, dem Volke Sand in die Augen zu streuen,
damit es nicht sieht, was vor sich geht. Wir hören auf der anderen Seite von den Sozialdemokraten eine Rede, die
eigentlich zu witzigen Bemerkungen herausfordert.
(Sehr wahr! Bei den Kommunisten.)
Wir sind fest überzeugt,7 daß bei der Königsberger Provokation genau dieselben Elemente die Schuldigen gewesen sind.
Uns liegt ein Dokument vor, daß das beweist, das von niemand geringerem als von der Militärbehörde in Königsberg selber herausgegeben worden ist,
(hört! hört! bei den Kommunisten)
worin es heißt:
Es war mit Sicherheit zu erwarten, daß die von linksradikaler Seite in den letzten Tagen betriebene planmäßige Verhetzung zu
Zusammenstößen am Sonntag führen werde. Infolgedessen verfügte der Kommandant von Königsberg, daß sich die Truppen für den Fall,
daß´ihr Eingreifen von der Schutzpolizei angefordert würde, rüsten.
6S. 8376A
7S. 8376C
vorige
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Jedermann hatte deshalb in der Patronentasche zwei Rahmen scharfe Munition.
(Hort! Hört! bei den Kommunisten.)
das heißt, die Militärbehörde hatte von vornherein bei dieser monarchistischen Demonstration das Militär ausgerüstet mit scharfer
Munition und es dadurch zum Blutvergießen angereizt. Aber das ist schließlich nur eine nebensächliche Geschichte. In den letzten
Jahren ist soviel Arbeiterblut vergossen worden, daß man beinahe verlernt, sich dafür aufzuregen. Dann aber kommt dieser
Herr v. Seeckt hierher und lässt seinen Major erklären, daß all diese konterrevolutionären Organisationen, die da bestehen,
all die Veranstaltungen usw., di4e Harmlosigkeit selber sind.
(Zuruf von den Kommunisten.)
Ich muß sagen: das ist ein unerhörter Skandal, wie er größer nicht gedacht werden kann. Man stelle sich doch einmal die Situation
vor: wir leben in einer Zeit, wo eine Provokation von rechts nach der anderen kommt, in der ein Attentat dem anderen folgt.
Die Mitglieder der Reichsregierung werden abgeknallt wie die Hasen, und diese selbe Regierung sagt: ja, die Quelle, aus der
das alles kommt, ist voller Harmlosigkeit; es ist gutes Wasser; da ist kein konterrevolutionäres Gift drin.
Wie liegen nun die Sachen?8 Das eine ist klar: aus der Fülle des Materials, das vorhanden ist, in öffentlichen
Publikationen der Reichs- und Landesbehörden, das Gerichten usw. in die Hände gefallen ist, besteht kein Zweifel,
wir haben in Deutschland eine ungeheuer ausgebreitete, straff zentralisierte, stark bewaffnete konterrevolutionäre
Armee, eine Armee, die zwar außerhalb des Staatsapparates steht, die aber in den Staatsapparat hineinragt und die
wichtigsten Positionen im Staate selber besetzt hat.
(Sehr wahr! Bei den Kommunisten.)
Es zeigt sich da eine Fülle von Organisationen. Ich brauche auf die einzelnen Dinge nicht näher einzugehen, ich will nur
ganz kurz ein paar charakteristische Merkmale anführen.
Da sind die Kriegervereine, die Regimentsvereine, Schützenvereine usw. alles Organisationen, die versuchen, einen
möglichst großen Kreis der Bevölkerung zu erfassen, um ihn der nationalistischen Propaganda anheimzugeben. Es werden
dort Kontrollversammlungen veranstaltet, die weiter keinen Zweck haben, als diejenigen Elemente im Volke zu fesseln,
aus denen man nach dem Sturz der Republik eine starke, gewaltige Armee aufbauen kann. Die Kaders für diese Armee bestehen
heute schon. Sie sind gegeben in diesen vielen, vielen nationalistischen Organisationen, in Sportclubs, In Wanderclubs usw.,
die alle nach außen hin sehr harmlos sind, die alle so harmlos sind wie zum Beispiel der "Stahlhelm", an dem der Herr
Köster kein Arg gefunden hat trotz größter Nachforschungen. Da haben wir die Arbeitsgemeinschaften "Rossbach", "Hubertus"
und wie sie sonst heißen
8 S. 8377B
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