|
(Lebhafte Zustimmung im Zentrum und bei den
Sozialdemokraten.)
Namentlich deswegen, um Ihnen dies deutlich zu erklären, habe ich mich heute zum Wort gemeldet. Wer so arbeitet, der arbeitet wie ein Reichsfeind
(sehr richtig! im Zentrum)
und vermehrt das Unglück unseres Volkes, indem er Zwietracht sät und die Zwietracht schürt. Und nun antworten Sie, wenn Sie es können.
(Lebhafter Beifall im Zentrum.)
Präsident: Das Wort hat der Herr Abgeordnete Crispien.
Crispien, Abgeordneter: Meine Damen und Herren! 4 Der Herr Abgeordnete v. Graefe hat es für angebracht gehalten, hier eine
wüßte Judenhetze zu inszenieren. Ich erinnere zunächst an das bekannte Wort von Bebel, daß der Antisemitismus die Religion
der Dummen ist. Die Hetze gegen die Juden, die von den Deutschnationalen vor allen Dingen betrieben wird, verrät eine niedrige
Gesinnung und die Feigheit, sich für die Taten ihrer Politik vor dem Volk zu verantworten.
(Sehr wahr! bei den Unabhängigen
Sozialdemokraten.)
Deshalb versuchen sie, durch ihre Hetze auf die Juden den Zorn des Volkes auf andere, besonders aber auf die Juden abzulenken,
um sich im Dunkeln zurückziehen zu können. Aber wenn die Herren von den Deutschnationalen durch ihre "treuteutschen" Taten in Not
gekommen sind, dann verschmähen weder Herr Helfferich noch Prinz Eitel-Friedrich die Hilfe jüdischer Rechtsanwälte und jüdischer Bankiers.
4 S. 3808C
zurück
|
Der Herr Abgeordnete v. Graefe meinte, wenn man die jetzige Regierung betrachte, sei der jüdische Einschlag unverkennbar.
Ich möchte demgegenüber den deutschnationalen Herrschaften sagen, wenn ich die verschiedenen Exzellenzen der alten gestürzten
Mächte in Ihren Reihen sehe, dann frage ich mich immer, wie es möglich gewesen ist, daß ein Volk so viel Idiotismus so lange hat ertragen können.
(Sehr wahr! bei den Unabhängigen Sozialdemokraten.)
Wir werden uns durch die blöden Hetzereien der Deutschnationalen gegen andere Klassen und Schichten der Bevölkerung nicht beirren lassen.
Was das Programm der Regierung anbelangt, so hat mein Freund Henke schon eingehend Kritik daran geübt.
(Beifall bei den Unabhängigen Sozialdemokraten.)
Präsident: Meine Damen und Herren! weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag Hergt
und Genossen, Mißtrauensvotum gegen die Regierung. Ich bitte Ihre "Ja-" und "Neinkarten" abzugeben.
(Pause.)
Die Abstimmung ist geschlossen. Für den Antrag stimmten: 77 Stimmen; dagegen 260 Stimmen.
|