1. Reichstag, Weimarer Republik


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Solche Fälle können sein widerrechtliche Besetzung Oberschlesiens durch die Polen usw. usw.

Es sind dann Erläuterungen beigefügt, in denen es heißt:

Führung und Stab der Truppe arbeitet in Permanenz. Aufruf erfolgt bei außenpolitischen Verwicklungen, wenn Reichs- oder Landesregierung Aufstellung legaler oder illegaler Verbände anordnet oder gestattet. Die Brigade stellt sich als eigenen Verband der Reichswehr. Es dürfen nur Männer in die Brigade, die bedingungslos dem Führer gehorchen, die brutal genug sind, rücksichtslos durchzugreifen, wo sie eingesetzt werden.

(Hört! Hört! bei den Kommunisten.)

Als Unterführer kommen nur Offiziere in betracht, die Kriegserfahrung und Erfahrung im Straßenkampf haben.

(lebhafte Rufe bei den Kommunisten: Hört! Hört!)

vor allem eigene Erfahrung aus der Praxis besitzen: nicht verhandeln, sondern schießen und rücksichtslos befehlen.

(Hört! Hört! bei den Kommunisten.)

Innerhalb dieser Brigade ein Stoßtrupp aus kühnen, sportfreudigen Elementen, die erforderlichenfalls gewagte Unternehmungen ausführen, die unbekümmert um Folgen und eigene Verluste ..... Waffen sind in genügender Zahl bereitgestellt, ebenso Munition.

(Hört! Hört! bei den Kommunisten.)

Es können Fälle eintreten, wo einige hundert oder weniger entschlossene Männer gebraucht werden. Die Fälle können sehr vielseitig sein, sei es, um eine Sache ins Rollen zu bringen

(hört! hört! bei den Kommunisten)

sei es, um, eine rasche Tat zu vollbringen.

(Lebhafte Rufe bei den Kommunisten: Hört! Hört!)

Solche Fälle können zum Beispiel sein: Die Frechheit der Franzosen geht ins Grenzenlose. Alles Nachgeben hat keinen Sinn. Man ermordet diese Hunde durch Schuß oder Gift. Jedes Mittel ist recht.

(Hört! Hört! bei den Kommunisten.)

Die Stoßtrupps müssen privat mit Pistolen und versteckt getragenen Waffen ausgerüstet sein. Wo Mangel, wird die Organisation Abhilfe schaffen.

Ja, meine Herrschaften, hier ist der Charakter der Organisation C klar ausgesprochen, mit einer brutalen Rücksichtslosigkeit, die von ihren eigenen Mitgliedern verlangt wird. Diese Kaders,9 die da für die kommende Armee gebildet sind, Kaders, die immerhin schon einige hunderttausend Mitglieder haben, die gut bewaffnet sind mit allen nötigen Waffen, werden dann von einem Generalstab und einem Offizierskorps


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vorige

zusammengehalten, das aus dem Krieg übernommen worden ist. Wir haben im Deutschen Offiziersbund ein Offizierskorps mit einem gut durchgearbeiteten Generalstab, an dessen Spitze der Feldmarschall a. d. Golz steht

(Zuruf von den Deutschnationalen: Unsinn! Der Deutsche Offiziersbund hat gar nichts mit der Sache zu tun!)

- natürlich, das brauchen Sie uns doch nicht zu bestätigen. - Diese Organisation arbeitet ganz für sich, ist ganz harmlos, ist im tiefsten republikanisch gesinnt,

(Abgeordneter v. Gallwitz: Ist ganz unpolitisch!)

- ist natürlich ganz unpolitisch, gestatten Sie mir bloß eine Bemerkung; ich will Sie auf eine Tatsache allein aufmerksam machen. Der Offiziersbund ist nach Aktionszentren gegliedert,

(Abgeordneter v. Gallwitz: Unsinn!)

von denen wir in Deutschland drei haben,

(Zuruf rechts: heller Unsinn!)

eins in Berlin, eins in München und eins in Ostpreußen. Das Interessanteste ist nun:10 Woher kommen die vielen Millionen, die für solche Organisationen gebraucht werde? Wir haben Einzelheiten aus der Presse und auf anderem Wege erfahren können. Aus den Originaldokumenten, die wir in Händen haben, geht hervor, daß zum Beispiel in Sachsen diese Organisation dadurch finanziert werden, dam man die Industriellen zusammengefasst hat und auf Grund eines Umlageverfahrens pro Kopf der beschäftigten Arbeiter die Gelder einzieht.

(Zuruf von den Kommunisten.)

Wir wissen, daß diese Organisationen unter anderem große Summen von Siemens und Halske, Krupp, Phönix-Werke usw. erhalten haben.

(Wiederholte Zurufe von den Kommunisten.)

In Mecklenburg ist es die Adelsgesellschaft, die für die Finanzierung sorgt, indem sie für ihre Mitglieder ebenfalls ein Umlageverfahren nach dem Umfang des Grundbesitzes eingeführt hat. Wir wissen auch, daß die Deutschnationale Volkspartei die Finanzierung dieser Unternehmungen übernommen hat.

(Zuruf rechts: Total verrückt!)

Wir wissen das aus sehr guter Quelle, nämlich aus den Zeitungen dieser Organisation selber, und zwar deshalb, weil durch die Gegensätze, die ja im Verbande Nationalgesinnter Soldaten entstanden sind, die gegenseitige Eifersucht zu Enthüllungen getrieben hat. Wir haben zum Beispiel im "Wiking", dem Blatte der Organisation C, und in anderen Blättern die Mitteilung gelesen, daß bei dem Bankhaus Strauß hier in Berlin eine Hergt-Spende aufgelegt worden ist,

(hört! hört! bei den Kommunisten)

die der Finanzierung dieser nationalistischen verbände dient.

(Zuruf von der Deutschen Volkspartei: das ist doch nichts neues. - Unruhe und Zurufe bei den Kommunisten.)


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